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LUKAS SCHILLING

ORA

2018

Stahl, Glas, Kalk, mechanische und elektronische Komponenten

Höhe: 160 cm, Breite: 70 cm

Ora ist ein Instrument zur Kultivierung einer Zeiterfahrung der Dauer, eine Qualität der Zeit, die selten geworden ist. Im weitesten Sinne kann Ora als Uhr betrachtet werden. Sie macht den Fluss der Zeit als einen erosiven Prozess sichtbar durch den Strukturen entstehen, die eine Geschichte ihrer Vergangenheit erzählen und unseren Fokus auf die Ästhetik der Alterung und den Wert der Vergänglichkeit richten. Im Vorgang der kontinuierlichen Erosion entfaltet Ora erst ihr Wesen und spricht mit zunehmender Texturierung immer deutlicher artikuliert die Sprache der Zeit.

Ähnlich dem wiederholten Aufziehen einer Pendeluhr muss Ora regelmäßig mit Wasser befüllt werden. Die durch das tropfende Wasser verursachte Erosion der Kalkscheibe führt dabei erst zur Herstellung der Funktionalität Oras als einem Zeitmessgerät. Derselbe Prozess ist es jedoch, der die Scheibe und ihre Funktionalität letztendlich zerstört. Erst in der Vergänglichkeit ihrer eigenen Substanz entfaltet Ora ihren Sinn.

Mittels drei Rollen wird das Herzstück ORAs, eine runde Kalkscheibe, in einem Gestell gehalten. Die untere Führungsrolle ist mit einem Motor verbunden, der die Scheibe innerhalb von 24 Stunden ein Mal im Kreis dreht. Das Glas, das die Wasserzufuhr gewährleistet,  wird vom Benutzer oder von der Benutzerin regelmäßig mit Wasser befüllt. Dieses tropft beständig auf den inneren Rand der sich langsam drehenden Scheibe. Nach einigen Tagen der Inbetriebnahme beginnt sich durch die Abtragungen des Wassers eine Struktur abzuzeichnen, welche mit der Zeit immer markanter wird. Die Textur der Scheibe kann mit etwas Erfahrung durch die zunehmende Ausprägung kleiner Riefen bald wie ein Ziffernblatt gelesen werden. Hierbei dient der Tropfen als Zeiger.